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Das falsche Nullsummenspiel mit der Arbeitszeit: warum die Produktionsmenge in einer Volkswirtschaft nicht fix ist
In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit wird oft der Vorschlag einer gleichmäßigeren Verteilung der gegebenen Arbeitsmenge hervorgebracht. Der Grundgedanke jener, die Arbeitslosigkeit durch geringere Arbeitszeiten senken wollen, ist einfach und dennoch kraftvoll. Bildlich gesprochen: Ob vier Arbeiter ein Auto in 100 Stunden produzieren oder fünf Arbeiter in 80 Stunden ist betriebswirtschaftlich egal, so lange sich die Gesamtlohnsumme aller Arbeiter nicht erhöht, sich die Produktivität der Arbeiter nicht unterscheidet und unabhängig von der Arbeitszeit konstant ist. Somit ließe sich der »Kuchen Arbeit« auf beliebig viele Arbeitswillige aufteilen. Befürworter von Arbeitszeitverkürzungen argumentieren, dass die Produktivität eines Arbeiters sinkt, je länger er arbeitet (z.B. durch Ermüdung). Somit sinken die Lohn-Stück-Kosten im Zuge der Arbeitszeitverkürzung. Skeptiker werden das Gegenteil behaupten und als Grund hierfür z.B. Einarbeitungszeiten vorbringen. Beide Argumente haben eine gewisse Berechtigung, sind jedoch nicht von zentraler Bedeutung. Die obige Argumentation baut auf der Annahme auf, dass die Arbeitsmenge in einer Volkswirtschaft konstant ist. Dies mag für ein Unternehmen noch stimmen mag, ist für eine Volkswirtschaft schlichtweg falsch.Wieder einmal gilt Paul Krugmans Aussage »A Country is not a Company!
Kommunale Steuerverwaltung im Kontext des peruanischen Dezentralisierungsprozesses: Das Modell der semi-autonomen Steueragenturen ; Endreport der Länderarbeitsgruppe "Peru"
"Um die eigenen Einnahmen zu steigern, haben einige peruanische Kommunen
seit 1996 semi-autonome Steueragenturen, sogenannte , gegrĂĽndet. Diese Agenturen sind im
Bezug auf ihre Personal- und Finanzplanung autonom. Sie finanzieren sich
ĂĽber eine Kommission von 3 bis 10 % auf die von ihnen eingetriebenen
Steuern und sonstigen Abgaben. Bisher haben neun peruanische Kommunen
solche Agenturen gegrĂĽndet, zwei weitere befinden sich in der Planung.
Allerdings verfügen nur drei Städte – Lima, Trujillo und Piura –
über SAT, die älter als fünf Jahre sind.
Die Auslagerung der Steuerverwaltung auf semi-autonome Agenturen
wird in Entwicklungsländern seit ca. 20 Jahren erprobt. Mit dem Modell
werden privatwirtschaftliche Instrumente und Anreizsysteme in der öffentlichen
Verwaltung eingefĂĽhrt, wie sie im Rahmen des New Public Management
(NPM)-Ansatzes seit den 1980er Jahren diskutiert und angewandt
werden. Der Ansatz versucht, zwischen tendenziell gegenläufigen Zielen –
Effizienzsteigerung und Kostensenkung auf der einen Seite, erhöhte Kundenorientierung
und Servicequalität auf der anderen Seite – eine Balance
zu finden. Kritiker werfen dem NPM-Ansatz vor, im Zweifelsfall einseitig
auf Kostensenkung zu setzen und damit die Gemeinwohlorientierung und
Legitimität öffentlichen Handelns zu untergraben.
Peru ist bislang das einzige Land, in dem semi-autonome Steueragenturen
sowohl auf der nationalen als auch auf der lokalen Ebene eingerichtet
wurden. Während die ersten SAT-Gründungen als Reaktion der Kommunalregierungen
auf den Zentralismus der Regierung Fujimori (1990–2000)
aufzufassen sind, entstehen die neueren SAT vor dem Hintergrund eines
zaghaften Dezentralisierungsprozesses, der bis heute nicht abgeschlossen
ist. Insbesondere die fiskalische Dezentralisierung ist dabei bislang noch
wenig vorangekommen. Die Kommunen sind in hohem MaĂźe von Transferleistungen
des Zentralstaats abhängig. Weniger als 2 % des gesamten
Steueraufkommens Perus werden von der lokalen Ebene eingeworben. Die
lokalen Steuerverwaltungen gelten als notorisch schwach, schlecht ausgestattet
und korruptionsanfällig.
Die vorliegende Untersuchung beleuchtet die Arbeit der SAT aus vier
verschiedenen Blickwinkeln. — Erstens wird gezeigt, dass die SAT ein interessanter Ansatz sind, um
die Effektivität und vermutlich auch die Effizienz der kommunalen
Steuerverwaltung zu steigern. Hierfür werden sieben SAT-Städte mit
21 Städten ohne SAT verglichen.
— Zweitens wird dargestellt, über welche Mechanismen die SAT einen
Beitrag zur Legitimität des kommunalen Steuersystems leisten, bzw.
unter welchen Umständen ihre Arbeit zu Legitimitätseinbußen führen
kann.
— Drittens wird untersucht, wie Innovationen in den SAT auf andere
Steuerverwaltungen und öffentliche Institutionen ausstrahlen.
— Viertens wird auf der Basis der drei ersten Untersuchungsachsen
gefragt, inwiefern das Modell der SAT auf weitere Kommunen in Peru
oder anderswo ĂĽbertragbar ist." [Autorenreferat